Pressetermin

Der Weltsiegertitel von Yassim und seiner ältesten blauen Tochter
"April von Frauenberg",
war der Essener Presse einen Besuch wert.

Stadtteilzeitung Essen vom 4.Juli 2003

Auch ein Weltsieger braucht täglich seien Streicheleinheiten

Alexandra Brach holt mit Dogge Yassim von der Schlehhecke viele Titel

von: Elli Schulz, Fotos: W. Fischer
Fulerum. Wenn Alexandra Brach (39) abends vom Dienst kommt, wird sie schon erwartet: Yassim von der Schlehhecke freut sich auf sein Schmusestündchen. Die junge Ärztin nimmt sich dann viel Zeit für ihre Dogge, denn auch Weltsieger brauchen Streicheleinheiten.
  Eigentlich kennt Alexandra Brach nur zwei Wochenendbeschäftigungen: "Entweder arbeite ich, oder wir sind unterwegs zu Hundeschauen", sagt die Chirurgin, die ihre Leidenschaft für große Hunde zum Glück für Yassim mit ihren Eltern teilt. "Wenn wir nicht in einem Haus leben und sich meine Eltern tagsüber um den Hund kümmern würden, könnte ich ihn gar nicht halten", sagt sie. Ihre Freizeit verbringt sie fast ausschließlich mit dem Rüden.
  Und die schwarze deutsche Dogge aus der Blauzucht (für den Laien: Yassim ist anthrazitfarben) begeistert nicht nur "Frauchen": Vor kurzem wurde Yassim bei der Welthundeausstellung in Dormund Weltsieger, ließ den anderen 60 Doggen in seiner Gruppe keine Chance. Yassim ist Erfolg gewöhnt: Der Rüde holte sechs Championate, darf sich Club- und Weltsieger nennen, heimste Urkunden, Pokale und Rosetten zuhauf ein. "Dass er 24 Mal den ersten Platz belegte, und das bei 21 verschiedenen Richtern, zeigt, dass ihn viele toll finden", freut sich Alexandra Brach.
  In der heißen Phase war sie alle zwei Wochen mit Yassim unterwegs, in Deutschland und im benachbarten Ausland.
"Wir sind das Nomadenleben am Wochenende gewohnt", berichtet Mutter Evamaria Brach (77). Brote geschmiert, Kombi gepackt, und los geht's:
"Bei den Schauen trifft man inzwischen viele Bekannte". In Zukunft wollen es die Brachs etwas ruhiger angehen lassen. "Schließlich hat Yassim schon alles gewonnen." Ausstellungen in der Schweiz, in Polen oder Südfrankreich reizen sie aber dennoch. "Da können wir mit dem Wohnmobil reisen und gleichzeitig Urlaub machen."
  Alexandra Brach nennt Yassim zärtlich "Mäusekind". Für Außenstehende schwer nachzuvollziehen.
Yassim weist eine stattliche Schulterhöhe von 87 Zentimetern auf, wiegt schlappe 80 Kilo. "Da wechselt auch mancher Mann schon mal unauffällig die Straßenseite, wenn ich mit Yassim spazierengehe", schmunzelt Vater Karl Brach (74).
  Dabei sei Yassim ganz lieb, halt typisch Dogge. "Mit kleinen Hunden und anderen Tieren, aber auch mit Kindern gent er ganz vorsichtig um. Ein richtiger Familienhund",betont Evamaria Brach. Der Dreieinhalbjärige ist bereits die vierte Dogge der Brachs. "Als ich drei war, hatten wir einen Doggenmischling, so dass ich quasi mit den Tieren aufgewachsen bin", erinnert sich Alexandra Brach. Die ersten Hundeschauen besuchte sie ganz ohne Ehrgeiz. Dass sie irgendwann ein solches Prachtexemplar namens Yassim aus der Bedburger Zucht "von der Schlehhecke" erwischen würde, konnte sie damals nicht ahnen.
Eine bemerkenswerte Zucht: Zwei Halbgeschwister von Yassim sind Weltjugendsieger, eine seiner Töchter ist ebenfalls Weltsieger. Wer so erfolgreich ist wie Yassim, hat beim anderen Geschlecht natürlich gute Chancen: "Er hat dreimal gedeckt und über 20 Kinder", schmunzelt Alexandra Brach. Doggen faszinieren die Ärztin: "Die Größe gepaart mit der Ausstrahlung, das ruhige, edle Wesen. Man nennt Doggen zurecht 'Apoll unter den Hunden'." Die Lebenserwartung der Respekt einflößenden Tiere liege bei sieben bis acht Jahren, einige würden aber deutlich älter. Einige, aber nicht alle: Für Alexandra Brach gab es schon viele bittere Momente. Einer ihrer Hunde starb "mit einem Jahr und einem Tag" beim Spielen am angeboren Herzfehler, ein anderer bekam Krebs und musste eingeschläfert werden. "Die Erfolge mit Yassim entschädigen ein bisschen für die traurigen Zeiten", sagt die Hundefreundin.
  Einmal in der Woche geht die Chirurgin mit Yassim auf den Hundeplatz ihrer Ortsgruppe in Oberhausen. "Es gibt auch ein spezielles Ausstellungstraining", sagt Alexandra Brach. "Schließlich müssen die Hunde nicht nur entsprechendes Sozialverhalten zeigen, sondern auch lange Zeit stillstehen."
  Für Yassim ist die Begutachtung auf den Hundeschauen Routine. Der Richter überprüft, ob die körperlichen Mekmale mit der offiziellen Beschreibung der Rasse übereinstimmen. Das Tier muss dem Fremden ohne schau die Zähne zeigen und an einer langen Leine im Ring laufen, damit die Bewegungen bewertet werden können. Auch das Verhalten den Mitkonkurrenten gegenüber fließt in die Wertung ein. "Aggressive Hunde können durchaus des Ringes verwiesen werden", erklärt Alexandra Brach.
  Drei Stunden pro Tag, bei Wind und Wetter, geht Yassim spazieren - tagsüber meist mit Karl Brach. "Mein Vater hatte einen Herzinfarkt. Die Runden mit Yassim sind quasi Therapieersatz", sagt die Ärztin, die früher eine erfolgreiche Schwimmerin war. Da scheint sich Yassim etwas abgeguckt zu haben: "Er ist ein exzellenter Schwimmer, dem machen hohe Wellen auf Sylt nichts aus", weiß Evamaria Brach
  Yassim hat noch weitere Lieblingsbeschäftigungen. Er schläft gern und viel. "Aber nicht im Bett", stellt "Frauchen" klar. Der Rüde macht es sich auf einem Hundekissen gemütlich, kommt höchstens mal zum Schmusen aufs Sofa. "Er kann auch eine Zeit allein bleiben", berichtet Alexandra Brach. Der Hund kenne die Spielregeln, höre aufs Wort. Für ihr Gewicht sie die Dogge zudem ziemlich genügsam: Ein Kilo Pansen und vier bis fünf Tassen Trockenfutter pro Tag reichen aus.
  Aber natürlich freut sich Yassim von der Schlehhecke auch über Leckerchen: Schweineohren, Kalbsfüße oder ein Stück Fleischwurst - wess es nach ihm geht, darf es das ruhig jeden Tag geben.